Pforzheimer Zeitung vom 21.06.2000

PZ-KOMMENTAR

Von Beckers Gnaden

Von Sandra Pfäfflin

Pforzheims Oberbürgermeister Becker ist ein ausgewiesener Populist, dem im kommenden Jahr der Kampf um die Wiederwahl ins Haus steht. Doch ob er sich und der Stadt einen Gefallen tut, indem er sich der unheiligen Allianz zwischen zumeist kirchlichen Fundamentalisten und rechtskonservativen Protestlern, wie der ebenfalls zur Demonstration in Pforzheim aufrufenden "Deutschland-Bewegung", anschließt, ist mehr als fraglich.

Wenn eine kleine Minderheit laut Stimmung macht, wenn in Leserbriefen über "entartete Kunst" schwadroniert wird - und sich ein Politiker dann diesem Druck beugt, dann muß er sich die Frage gefallen lassen, ob er wirklich im Interesse der Stadt und der - schweigenden - Mehrheit ihrer Bürger handelt.

Joachim Becker schwingt sich im Alleingang zum Herr über die Pforzheimer Kultur auf. Und Intendant Ernö Weil, der wie Kulturdezernent Hermann Kling die Aufführung des Stückes stets befürwortete, muß sich überlegen, wie er künftig von Beckers Gnaden seinen Spielplan am Stadttheater gestaltet.