Heilbronner Stimme vom 32.06.2000

Anerkennung und Lob von allen Seiten

Von Claudia Ihlefeld

Es erinnert ein wenig an die rituelle Entlastung des Vorstands bei den Jahreshauptversammlungen von Vereinen: Erst dann kann die Arbeit weitergehen. Bevor das Stadttheater Heilbronn heute seinen Spielplan für die kommende Saison 2000/2001 vorstellt, legte die Theaterleitung am Mittwoch dem Kulturausschuss im Gemeinderat ihre Berichte über die noch laufende Spielzeit vor.

Bei einer durchschnittlichen Auslastung von 85 Prozent vermeldete Verwaltungsdirektor Jürgen Frahm einen leichten Zuschauerzuwachs von 1,9 Prozent. Bis Ende Mai wurden 170 000 Besucher vermerkt, bis Ende der Spielzeit sollen es 200 000 sein.

Mit der Bezuschussung von 71 Mark pro Sitzplatz liegt die Subventionierung durch die öffentliche Hand weit unter dem Bundesdurchschnitt oder anderen baden-württembergischen Häusern, die mitunter mit über 100 Mark pro Platz bezuschusst werden.

Mit einer Platzausnutzung von jeweils 99,5 Prozent teilen sich das Musiktheater-Gastspiel "Die Zauberflöte" und die Kammerspiel-Produktion "Frau in Schwarz" den Spitzenplatz, dicht gefolgt von "Corpus Christi" (Platzausnutzung: 99,1 Prozent), das mit knapp 17 000 Zuschauern in 27 Vorstellungen die meisten Besucher überhaupt verbucht. 9 600 Tanzfreunde sahen die 15 Vorstellungen des Ballett-Festivals Boris Eifman.

Seine künstlerische Beurteilung der auslaufenden Spielzeit nutzte Intendant Klaus Wagner dazu, nach der jüngsten Gastspiel-Absage von "Corpus Christi " durch Pforzheim seine Haltung nochmals zu unterstreichen, das Stück als deutschsprachige Erstaufführung für das Heilbronner Publikum gebracht zu haben.

"Jede Beurteilung und Verurteilung von außen traf in dieser alten freien Reichsstadt auf das Bewusstsein, dass kritische neue Bilder einer Aufführung das liebgeworden Idyllische ablösen können müssen."

Um zu betonen, er sei mit Blick auf die Vorgänge in anderen Städten froh, "in Heilbronn Intendant zu sein.

" Streicheleinheiten für Verwaltung und Stadträte, die nicht unerwidert bleiben: Für die CDU-Fraktion lobte Thomas Strobl die " künstlerische und betriebswirtschaftliche" Arbeit des Theaters, "einer der besten Imageträger der Stadt". Und erwähnte, dass Kunstfreiheit ein hohes Gut sei, Freiheit aber immer "verantwortete Freiheit".

"Ich bin froh, dass es vorbei ist. Und nicht mehr auf dem Spielplan steht."

Erwin Fuchs (SPD), der als reger Theatergänger die Spielzeit lobte, würdigte die Zivilcourage von Theaterleitung, Verwaltung und Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach. Egal ob man dafür sei oder nicht, "man darf dem Druck der Straße nicht nachgeben."

Dass die Freiheit der Meinung durch die Gegner des umstrittenen Theaterstücks sehr viel mehr beeinträchtig wurde als durch die Befürworter, merkte Stadtrat Siegfried Determann (FDP) an. Christian Haellmigk von den Republikanern beschränkte sich darauf, die "im Großen und Ganzen gute Arbeit" des Stadttheaters zu loben.

"71 Mark Zuschauerzuschuss sprechen eine eindeutige Sprache."

 

23.06.2000