Percy Brauch
Percy Brauch - Schauspieler
 

Corpus Christi-Tagebuch
Auszug aus der Seite Aktuelles von Percy Brauch

Die neueren Einträge stehen über den älteren. Sollten Sie die Ereignisse chronologisch nachlesen wollen, so beginnen Sie bitte unten.

stern

25.10.2001:
Noch ein kleiner Nachtrag zu "Corpus Christi":
Heute habe ich in einem lokalen Heilbronner Radiosender gehört, dass sich ein Pfarrer einer Gemeinde, die sich seinerzeit bei den Protesten gegen das Stück "Corpus Christi" hervorgetan hat, wegen sechsfachem sexuellen Missbrauch Minderjähriger vor dem Heilbronner Landgericht verantworten muss.

Sie sehen mich verblüfft.

Stern

30.07.2000:
Das Flugblatt der "Christlichen Mitte" schlägt noch weitere Kreise. Ich danke einem "nicht-genannt-werden-wollenden" Zusender für folgenden Artikel:
Gerät jetzt die Post in's Visier? (Badische Zeitung)

stern

25.07.2000:
Die Staatsanwaltschaft Freiburg hat das Flugblatt der "Christlichen Mitte" "Nein zur Homosexualität" als volksverhetzend eingestuft und Wohnungen der Mitglieder dieser Partei durchsucht. Das schreibt die Badische Zeitung Freiburg. Danke an Söhnke Wild für die Zusendung des Artikels. Ich werde den Scan des Flugblatts wohl von der Homepage nehmen müssen.
Wohnungen durchsucht (Badische Zeitung)

stern

24.07.2000:
Auch der Streit um "Corpus Christi" ist noch nicht ganz zu Ende. Unser Intendant hat auf den offenen Brief der CDU/CSU Bundestags- und Europaabgeordneten mit einen eigenen offenen Brief geantwortet, indem er ihnen vorwirft, sie liessen sich vor den Karren faschistoider Kreise spannen. Anbei ein Zeitungsartikel hierzu:
"Corpus Christi"-Streit geht weiter (Heilbronner Stimme)

stern

20.07.2000:
Zur Freiburger Vorstellung gab es unter anderem auch einen Artikel in der Basler Zeitung. Den hat mir Günter Baum zugesandt. Vielen Dank dafür.
Am Anfang war das Wort und gleich danach der Streit (Basler Zeitung)

stern

19.07.2000:
So, jetzt ist Schluss. Gestern war unsere Derniere von "Corpus Christi", die in Freiburg stattfand. Vor dem Theater waren sehr viele Personen, sowohl von der "Pro-" als auch von der "Contra-Fraktion". Es gab keinerlei Ausschreitungen und es wurde -von beiden Seiten- sehr viel Papiermaterial verteilt. Besonders gefiel mir ein schlichter, weisser, kleiner Flyer mit der Aufschrift: "Die Jungen Liberalen Emmendingen/Freiburg wünschen Ihnen einen kontroversen Theaterabend." Danke für dieses Kleinod!
Ansonsten hat es noch einmal eine für mich sehr erschreckende Regung im Zusammenhang mit diesem Stück gegeben. 40 CDU/CSU-Abgeordnete des Bundestages und des Europaparlaments, die selbstredend das Stück nicht gesehen haben, forderten in einem offenen Brief die sofortige Absetzung von "Corpus Christi". Ich finde es sehr schlimm, dass sich Politiker ohne Sachkenntnis (und, was schlimmer ist, ohne Willen zur Information) zu einem solchen Urteil herablassen und sich somit mit rechtsextremen Menschen wie Herrn Pietrek und Herrn Lummer solidarisieren. Da bleibt doch die Frage offen, wieso diese "Hüter des Anstands" nicht in der Lage sind, Parteikollegen zu Aussagen betreffend Steuerhinterziehung und Schmiergeldern aufzufordern?
Kleiner Scherz am Rand: Gestern war eh' Derniere. Selbst soweit geht die Unwissenheit. Aber das kann mann dann ja unter Umständen als politischen Erfolg hinstellen.
Abgeordnete fordern Stopp (Heilbronner Stimme)

stern

17.07.2000:
Es hat auch eine Demonstration der "Christlichen Mitte" in Freiburg gegeben. Einen genauen Bericht zu Freiburg steht auf der Homepage von Hasenbär wo auch einige Fotos der Demonstration zu finden sind.
Der Bericht über die Demonstration in Tübingen, bei der Herr Pietrek sehr viel heftiger agitiert haben muss, stammt aus der Schwäbischen Zeitung.
Demonstrationsbericht Freiburg (Mario Dueck)
Pfui! Pfui! Pfui! (Schwäbische Zeitung)

stern

16.07.2000:
An unserem schwarzen Brett hingen noch einige interessante Meldungen zu dem Stück, dass wir am Dienstag in Freiburg zu Grabe tragen werden. Hier erstmal eine:
McNallys "Corpus Christi" (Der Tagesspiegel)

Ansonsten musses in Tübingen noch eine Demonstration von Pfarrer Pietrek gegen "Corpus Christi" gegeben haben, die massiv gestört wurde. Der Artikel hierzu liegt mir vor und wartet nur noch auf seine "Scannung". Morgen werde ich wohl dazu kommen. Jedenfalls Soll der letzte Satz von Pfarrer Pietrek zu den Gegendemonstranten gewesen sein : "Sie haben ihr Recht verwirkt, sich Deutsche zu nennen". Zuvor hatten sie Piertreks Tiraden durch das lautstarke Abspielen von AC/DCs "Hells Bells" gestört. Für Genaueres: Bitte noch einmal morgen nachsehen, jetzt bin ich zu müde. Weitere Artikel werden folgen.

stern

14.07.2000:
Ich möchte mich für eine Missverständlichkeit (=Möglichkeit eines Missverständnisses, gibt's so etwas im Deutschen?) entschuldigen. Am 10.06. habe ich rhetorisch gefragt, ob den Christen Weimar zu weit weg sei. Das ist natürlich so nicht verständlich. Ich hätte Anführungszeichen verwenden müssen. Für "Christen", nicht für "Weimar". Mir geht es nicht darum, eine Glaubensgemeinschaft als solche zu diskreditieren. Schliesslich bin ich selbst einer von ihnen. Ich möchte dem Menschen danken, der mich auf diesen Fauxpas hingewiesen hat und ihm sagen, dass ich mich auf unser Treffen in Freiburg freue. Das erste Bier geht auf mich.
Ansonsten ist in Heilbronn nichts passiert. Unser Intendant muss unter Protest eine Corpus-Christi-Diskussion in Pforzheim verlassen haben, aber das weissich nur aus der Zeitung. Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, mit ihm persönlich über dieses Thema zu sprechen.

stern

11.07.2000:
Habe noch zwei interessante Artikel zum Thema des diese Datei überschattenden Stücks (welches meine ich?) in der "Welt" gefunden:
Die Tabubrecher-Buben auf Tour durch Deutschland (Die Welt)
Bibel als Waffe gegen Andersdenkende (Die Welt)

stern

10.07.2000:
Am Donnerstag haben wir in Weimar "Corpus Christi" gespielt. Was keiner glauben wollte: Es war nicht ein einziger Protestler vorm Theater. Die rechten Aufrufe haben anscheinend nichts genutzt, und den Christen war Weimar zu weit weg ??!?
Egal, auch ohne Demonstranten hat es Spassgemacht, dort zu spielen. Leider hatte ich eine Grippe, aber die ist mittlerweile am abklingen.
Am Samstag war dann das Gastspiel in Tübingen. Auch hier wieder auf der einen Seite eine massive Polizeipräsenz, und auf der anderen Seite eine Hand voll christlicher Liedersinger. Das war alles. Ansonsten gibt es zu dem Gastspiel zu sagen, dass die Bühne sehr viel kleiner als unsere ist und es somit eine besondere Herausforderung war, dort zu spielen. Ich persönlich finde, dass der kleinere, intimere Rahmen der Inszenierung eher gut tut.

Jetzt bleibt nur noch ein Gastspielübrig; am 18.06.2000 in Freiburg.
Wenn man die schon gespielten Vorstellungen in anderen Städten und die dortigen Proteste betrachtet, so bleibt zu sagen, dass es im Verhältnis zu Heilbronn nahezu keinerlei Proteste, ganz zu schweigen von Ausschreitungen oder Bombendrohungen gab. Darüber sollten die Damen und Herren in Karlsruhe, Ulm und Pforzheim vielleicht einmal nachdenken...

stern

05.07.2000:
Habe noch einen Artikel aus der Frankfurter Rundschau gefunden:
Nicht mehr als Oberammergau auf texanisch (FR)

Morgen ist das Gastspiel in Weimar, auf das ich mich freue.

stern

05.07.2000:
Die Vereinigung "die deutschen Konservativen e.V." hat in den Weimarer Ausgeben der TZ und TLZ eine Anzeige gegen das Gastspiel von "Corpus Christi" am Nationaltheater geschaltet. Die Überschrift lautet:
Nach Hitler, Stalin, Ulbricht und Honecker - Fanatiker missbrauchen Weimar schon wieder
Einer der Federführenden bei den "Konservativen" ist Heinrich Lummer, den man sicher nicht genauer vorstellen muss. Die unten gelinkten Grafiken sind Kopien zweiter Generation eines Faxes, darum kann ich mich wegen der schlechten Qualität noch nicht einmal entschuldigen. Trotzdem sind die Dateien ziemlich gross, ansonsten hätte man gar nichts mehr erkennen können. Na, aber es lohnt sich, die Ladedauer auf sich zu nehmen, wie ich meine. Übrigens: Das Stück ist falsch zitiert, den Satz mit zusammenschlagen und Brieftasche klauen sagt Philippus. Und das mit dem Hurenkind ermüdet nur noch...
"Nach Hitler, Stalin, Ulbricht und Honnecker..."-Anzeige Seite 1
"Nach Hitler, Stalin, Ulbricht und Honnecker..."-Anzeige Seite 2
"Nach Hitler, Stalin, Ulbricht und Honnecker..."-Anzeige Seite 3

Und hier für die Leute mit den "ganz dicken Modems" die Seiten 2 und 3 noch einmal in höherer Auflösung, da kann man auch mehr erkennen:
"Konservativen"-Anzeige Seite 2 in hoher Auflösung (91kb)
"Konservativen"-Anzeige Seite 3 in hoher Auflösung (82kb)

Oder geht doch einfach auf die Seite der "Konservativen", da steht die Anzeige gut lesbar (hätte ich 'mal vorher nachgesehen...). Ich möchte ja nicht auf sie linken, aber die URL besteht aus dem Wort "konservative" und .de. Viel Spassbeim surfen!

stern

29.06.2000:
Heute kamen wir von unseren ersten beiden "Corpus Christi"-Gastspielen zurück. Die Reaktionen in Kassel und Hamburg waren sehr schön und wir hatten viel Spassbei den Vorstellungen und den anfolgenden Diskussionen (...bei denen ich auch einige Leser dieser Homepage treffen konnte. Viele Grüsse!).
Entgegen aller Befürchtungen gab es keinerlei Ausschreitungen, in Kassel waren die Polizeikräfte den Demonstranten zahlenmässigüberlegen und in Hamburg war gar keine Polizei zugegen. Es hatten sich nur eine Hand voll Menschen zusammen mit Herrn Pietrek vor dem Hessischen Staatstheater eingefunden und nach Hamburg hat er sich gar nicht erst getraut, und so stand dort ein einsamer älterer Herr alleine 'rum und drückte mir ein Flugblatt in die Hand. Ob der weiss, wen er da angesprochen hat? Später kamen dann doch noch einige Protestler mehr, sie waren aber friedlich.
In Kassel wurde in gegen den Intendanten Nix eine Morddrohung ausgesprochen.
Übrigens hat unser Kulturstaatsminister Naumann die Missbilligung der Hessischen Landesregierung kritisiert.
Ausserdem findet heute Abend in Tübingen eine Diskussion zu "Corpus Christi" statt.
Nachfolgend einige Pressestimmen der letzten Tage in keiner bestimmten Reihenfolge:
Eine Frage der Kunstfreiheit (Stuttgarter Zeitung)
Intendant mit Mord bedroht (Hamburger Abendblatt)
Neue Bilder für die Bibel (taz)
Ein Spiel. Nicht mehr. (Hannoversche Allgemeine)
Kein Problem für Hamburgs Bühnen (Die Welt)
Missbilligter Christus (Kommentar / Die Welt)
Wer provoziert? (Kommentar / Die Welt)
Jesus und die Pfui-Rufer (Göttinger Tageblatt)
Passionsspiel als West-Side-Story ( Hamburger Abendblatt)

stern

25.06.2000:
Aufgrund guter Kontakte habe ich heute schon eine Zeitungsmeldung von morgen über "Corpus Christi":
Es wird gespielt (Wiesbadener Kurier)

stern

24.06.2000:
...Ausserdem stand ein Artikel über die gestrige Präsentation des Spielplans in der Heilbronner Stimme und in der Stuttgarter Zeitung fand ich eine dpa-Meldung über die "Missbilligung" der hessischen Regierung unter Herrn Koch..
Weiter Ärger um "Corpus Christi" (dpa-Stuttgarter Zeitung)
Unberechenbar und dabei zuverlässig (Heilbronner Stimme)
Grell ist neuer Chefdramaturg (Heilbronner Stimme)

stern

23.06.2000:
Der Hessische Ministerpräsident Koch (ja, der mit dem Rechenschaftsbericht) hat zusammen mit der Hessischen Landesregierung gegenüber dem Intendanten des Hessischen Staatstheaters Kassel seine Missbilligung des Gastspiels von "Corpus Christi" am kommenden Montag im dortigen Theater ausgedrückt. Dies scheint Herrn Nix (Kassel) aber wenig zu kümmern; wir spielen trotzdem.
Traurig ist, das Herr Koch und Konsorten sich das Stück nicht angesehen haben (oder war er vielleicht inkognito in Heilbronn?), ihre Informationen also u.U. ebenfalls aus einem Wangener Kettenbrief stammen und sie sich trotzdem in einer solchen Form äussern. Von einem "demokratischen" Politiker hätte ich mehr erwartet. Ein Mehr an Informationswillen, ein Mehr an Objektivität und ein Mehr an Demokratieschutz.

Ebenso wie in Heilbronn wird auch in Kassel das Theater am Mittag der Vorstellung geschlossen und mit Bombenspürhunden abgesucht.
Am Dienstag fahren wir dann weiter nach Hamburg, da wir am Mittwoch dort spielen (Kampnagel, Beginn 19.30 Uhr).

Vorher steht aber noch die Premiere von "Ausser Kontrolle" am morgigen Samstag an.

Noch etwas: Pfarrer Winfried Pietrek aus Lippstadt (der von der christlich / rechten Demonstration) hat eine Presseerklärung abgegeben.
Presseerklärungsfax von Pfarrer Pietrek

Am Montag Abend wird auf N3 ein Bericht über "Corpus Christi" und die Gastspiele kommen. Unter anderem reden dort Vertreter der gastgebenden Hamburger Bühnen, unser Intendant und obiger Pfarrer. Leider ist es ein Bericht und keine Live-Diskussion.

stern

21.06.2000:
Zur Absage von Pforzheim hier noch einige Pressestimmen. Besonders der Kommentar gefällt mir:
OB: Sicherheitsaufwand zu hoch (Pforzheimer Zeitung)
Kommentar: Von Beckers Gnaden (Pforzheimer Zeitung)
Auch Pforzheim setzt "Corpus Christi" ab (Heilbronner Stimme)

stern

20.06.2000:
Als ich heute in der Maske sass, kam unser Chefdisponent zu mir mit den neuesten Neuigkeiten: Der Pforzheimer Oberbürgermeister Becker (SPD) hat das Gastspiel von "Corpus Christi" in seiner Stadt abgesetzt. Anbei das Serienfax des Pressediensts des Pforzheimer Rathauses:
Pressedienst der Stadt Pforzheim
Das lasse ich unkommentiert stehen, mache sich einen Reim drauf, wer will. Aber besonders der Absatz mit der Fussball-Europameisterschaft hat es mir dann doch angetan (Am Rande: Das Fax erreichte unser Theater vor dem Portugalspiel)

Und in Weimar tut sich auch etwas: Die Vereinigung "Christliche Mitte" verteilt dort eine Postwurfsendung deren Inhalt ich nicht vorenthalten möchte. Übrigens: kam aus Lippstadt nicht ein gewisser Pfarrer?
Postwurfsendung der "Christlichen Mitte"

Es mir leid, dass ich beide Links einfach nur gescannt habe, aber es ist spät und morgen haben wir HP 1 & 2...

stern

17.06.2000:
Lange war es etwas ruhiger hier (ich bin in erschwerten Endproben), aber nun habe ich etwas gefunden:
Es scheint, als bleibe den gastgebenden Theatern unserer kleine "Corpus Christi"-Tour nicht unser Schicksal erspart. In Kassel erhielt der Intendant schon etliche Drohbriefe:
Der Intendant gibt nicht nach (Heilbronner Stimme)

stern

08.06.2000:
Heute ist die neue Ausgabe von diesseits, Zeitschrift für Humanismus und Aufklärung, herausgegeben vom Humanistischen Verband Deutschlands, erschienen. Auf Seite 28 steht ein Auszug dieser Homepageseite als "Tagebuch" der Vorfälle um "Corpus Christi".
Die Homepage des Humanistischen Verbands befindet sich übrigens auf www.humanismus.de.

Da hatte ich doch glatt eine Meldung übersehen, die sich ebenfalls mit der Äusserung Ansgar Haags beschäftigt, aber schon einen Tag früher als die Meldung von gestern erschienen ist. Ich liefere also nach:
Theater um "Corpus Christi" (Heilbronner Stimme)

stern

07.06.2000:
Der Ulmer Intendant Ansgar Haag, der im Zusammenhang mit seiner Absage des "Corpus Christi"-Gastspiels von "entarteter Kunst" sprach, räumt ein, einen Fehler gemacht zu haben. Hierzu eine Pressemeldung:
Haag räumt Fehler ein (Heilbronner Stimme)

stern

06.06.2000:
Der Übersichtlichkeit halber hier noch einmal alle nun abgemachten und stattfindenden Gastspiele von "Corpus Christi" auf einem Blick:

26.06.2000 Kassel - Hessisches Staatstheater - 19.30 Uhr
28.06.2000 Hamburg - Kampnagel
02.07.2000 Pforzheim - Stadttheater - 19.30 Uhr
06.07.2000 Weimar - Nationaltheater - 19.30 Uhr
08.07.2000 Tübingen - Landestheater - 20.00 Uhr
18.07.2000 Freiburg - Städtische Bühnen - 19.30 Uhr

stern

03.06.2000:
"Corpus Christi" fährt nach Hamburg. Jürgen Flimm hat seinen eigenen Aufruf gehört und uns zu sich eingeladen. Gastgeber sind das Thalia-Theater zusammen mit dem Schauspielhaus, den Kammerspielen und Kampnagel. Termin ist der 28.06.2000, Ort ist die Halle 6 auf Kampnagel.
Der Termin für das Gastspiel im Hessischen Staatstheater Kassel ist nun auch fix: Es ist der 26.06.2000.
(All diese Termine stammen aus der Heilbronner Stimme.)
Der Ulmer Intendant Ansgar Haag hat sich in der Zeitung verteidigt ("Keine Angst vor...", s.u.). Leider ist er verbal etwas entgleist, indem er von "entarteter Kunst" sprach. Aber lesen Sie selbst:
Keine Angst vor "Corpus Christi" (Heilbronner Stimme)
Die Entgleisung des Intendanten (Heilbronner Stimme)

stern

31.05.2000:
Noch ein bisschen"Corpus Christi": Gestern stand ein Interview mit unserem Intendanten Klaus Wagner in der Zeitung. Sollte es sein, dass wir auch noch in Hamburg spielen?
Theater muss Anstössiges bieten dürfen (Interview / Heilbronner Stimme)

stern

30.05.2000:
Mit den hohen Wellen in Ulm habe ich gestern nicht übertrieben: Die SPD-Fraktion des Ulmer Rathauses verlangt die fristlose Entlassung Ansgar Haags, die Presse (siehe unten) wirft ihm Unfähigkeit vor.

Am Wochenende fand das Treffen des deutschen Bühnenvereins in Berlin statt. Man zeigte sich über das Einknicken der Karlsruher und der Ulmer Intendanz betroffen und der Vorsitzende des Bühnenvereins, Jürgen Flimm, forderte Solidarität mit dem Theater Heilbronn. Zwei Theater sprangen in die Bresche: Neben dem Nationaltheater Weimar (wie schon berichtet) wird auch im Hessischen Staatstheater Kassel ein Gastspiel von "Corpus Christi" gegeben. Der Termin ist noch festzulegen. Das Gastspiel in Weimar wird übrigens definitiv am 6.7.2000 stattfinden. Es könnte sogar sein, dass noch weitere Theater folgen, aber das ist nur eine Information aus dem "Buschfunk", nichts spruchreifes...

Dazu zwei Pressestimmen:
Dieses Theater muss sein! (Stuttgarter Zeitung)
Ohne Ende (Kommentar (Heilbronner Stimme)

Noch etwas: Beim surfen im Internet entdeckte ich, dass es in Ulm tatsächlich eine Lesung von "Corpus Christi" geben wird. Das lasse ich jetzt mal unkommentiert...
Ein Sturz in die Hölle (Stuttgarter Zeitung)

stern

29.05.2000:
Gute und schlechte Neuigkeiten zu den "Corpus Christi"-Gastspielen:

Erstmal die schlechte Nachricht:
Auch die Gastspiele in Zürich müssen ausfallen. Ursprünglich waren 2 Aufführungen im Volkshaus geplant. Vor ein paar Tagen teilte uns der Veranstalter, das Zürcher Bernhard-Theater, mit, dass die Bühne für das Gastspiel nicht zur Verfügung stände und bot einen Ausweichspielort an. Nach der Besichtigung musste unser Theater das Gastspiel absagen, da die Bühnenmasse und -gegebenheiten selbst für ein abgespecktes Bühnenbild zu klein sind. Der Hintergrund ist folgender: In der Zeit des Gastspiels finden in Zürich die "Euro-Games" statt, eine schwule Sportveranstaltung, für welche das Bernhard-Theater einen Teil des kulturellen Rahmenprogramms veranstaltet. Die Organisatoren der Games haben es dem Bernhard-Theater untersagt, das "Corpus Christi"-Gastspiel als Rahmenprogramm ihrer Veranstaltung zu präsentieren. Wahrscheinlich besteht auch hier Angst vor eventuellen Protesten und einer etwaigen Störung. Ich finde es jedenfalls schade, nicht in Zürich spielen zu können.

Nun die gute Nachricht:
Für den Wegfall von Ulm und Karlsruhe gibt es ein Gastspiel im Nationaltheater Weimar. Als Termin ist der 06.07.2000 vorgesehen. Noch ist es nicht 100%ig in trockenen Tüchern, aber die Ampeln stehen auf grün.

In Ulm schlagen die Wellen wirklich hoch wegen der Absage des Gastspiels. Unter anderem wurde uns angeboten im Akademietheater zu spielen, aber das ist, ebenso wie in Zürich, zu klein um eine funktionierende Vorstellung zu gewährleisten. Unter Umständen kommt es aber zu einer Lesung mit dem dortigen Ensemble, so wie in Esslingen vor einigen Wochen.

stern

28.05.2000:
Wie versprochen noch einige Pressestimmen zu den Absagen. Besonders in Ulm schlagen die Wellen sehr hoch:
Theater-Desaster, politischer Skandal (Kommentar/Schwäbische Zeitung)
Grüne fordern Ratsdebatte (Südwestpresse)
Intendant meint Freiheit der Operette (Südwestpresse)

stern

27.05.2000:
Gestern war die Heilbronner Derniere von "Corpus Christi". Die anschliessende Diskussion war sehr gut besucht. Man merkte, dass viele Zuschauer über die Rückzieher von Karlsruhe und Ulm enttäuscht waren und dies auch äusserten. Besonders kritisiert wurde die von einer Ulmer Zeitung beschriebene Aussage, Teile der Ulmer CDU-Fraktion haben dem dortigen Intendanten zu verstehen gegeben, dass ein etwaiger "Starrsinn" in Bezug auf die Durchführung dieses Gastspiels bei der nächsten Etatverhandlung zu diskutieren sei. Eine Zuschauerin äusserte sich so: "Ich finde es unmöglich, dass diese Partei nach den Vorkommnissen der letzten Monate immer noch glaubt, sie könne alles kaufen. Aber noch unmöglicher finde ich es, dass sie es kann".
Eine Derniere -und diese ganz besonders- ist auch immer Anlasszu einem Resümee. Mich beeindruckt sehr, dass unsere Theaterleitung sich nicht von diesem Terror (bis hin zu Morddrohungen gegen den Intendanten) hat beirren lassen und all die Zeit dafür gestanden hat, was Theater kann und können muss. Ich bin stolz, Mitglied dieses Theaters und dieser Produktion gewesen zu sein.

Hier einige Links, andere muss ich noch nachreichen:
Homepage des Ulmer Theaters: Stellungnahme
Spiegel-Online: "Corpus Christi"-Gastspiel abgesagt

stern

25.05.2000:
Wie unser Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Jim McDowell mir während "Stolz & Vorurteil" vorhin sagte, hat auch das Ulmer Theater dem Druck im Vorfeld nachgegeben und entschlossen, das Gastspiel von "Corpus Christi" am 27.06.2000 abzusagen. Hier scheint es der Druck zweier Stadträte gewesen zu sein, der zur Absetzung des Gastspiels geführt hat, nicht die Rücksichtnahme auf Besucher der "lustigen Witwe", die über Gebühr belastet werden könnten, wie in Karlsruhe.
Persönlich bin ich vom Einknicken der beiden Theater sehr enttäuscht. Ich hoffe, dass wir an diesen Tagen wenigstens in unserem Haus "Corpus Christi" spielen werden. Es kann (darf!) doch nicht sein, dass Gewaltandrohung in unserem Land als Mittel zur Durchsetzung politischen Willens Erfolg hat.

stern

23.05.2000:
Wie ich heute aus der Zeitung erfuhr hat das Badische Staatstheater Karlsruhe den Drohungen fundamentalchristlicher Gruppierungen schon im Vorfeld nachgegeben und unser für den 14.07.2000 geplante Gastspiel von "Corpus Christi" abgesagt.
Die anderen Gastspiele stehen noch, obwohl sich auch in Ulm der Widerstand innerhalb des Rathauses regt. Ich hoffe, dass die anderen Theater mehr Rückgrat beweisen.
Ungeachtet dessen findet die letzte Vorstellung von "Corpus Christi" in Heilbronn am kommenden Freitag, dem 26.05.2000 statt.
Stuttgarter Zeitung "Ein Maulkorb in Karlsruhe"
Süddeutsche Zeitung "Jesus liebte auch Männer"

stern

16.05.2000:
Gestern erhielt ich eine Mail, in welcher mich eine Firma auf ihre URL www.reiseanton.de hinwies. Die Firma verkauft Busreisen zu den "Corpus Christi"-Abstechern in Zürich in Freiburg. Da wir das Stück nur noch einmal vor heimischen Publikum spielen eine tolle Idee. Also, wer das Stück noch nicht gesehen hat, unbedingt Freiburg und/oder Zürich sehen möchte und noch eine Heizdecke braucht...

stern

06.05.2000:
Die Vorstellung von "Corpus Christi" am gestrigen Freitag ging ohne nennenswerte Störungen über die Bühne. Die Gegendemonstranten brachten aber diesmal ein eigenes Schlagzeug und eine Verstärkeranlage mit, um ihren Protestliedern mehr Nachdruck zu verleihen. Die wie immer anwesende Polizei hatte einen ruhigen Abend.
Apropos: Das war unsere vorletzte Vorstellung von"Corpus Christi" in Heilbronn. Eine letzte findet am 26.05. statt. Danach gibt es "nur noch" die Gastspiele (siehe unten).

stern

20.04.2000:
Die Termine und Bühnen der Gastspiele von "Corpus Christi" wurden jetzt bestätigt. Auch Zürich und Pforzheim sind jetzt "unter Dach und Fach". Die Termine lauten:

04. und 05.06.2000 Zürich - Volkshaus - 20.00 Uhr
27.06.2000 Ulm - Theater - 20.00 Uhr
02.07.2000 Pforzheim - Stadttheater - 19.30 Uhr
08.07.2000 Tübingen - Landestheater - 20.00 Uhr
14.07.2000 Karlsruhe - Schauspielhaus - 19.00 Uhr
18.07.2000 Freiburg - Städt. Bühnen - 20.00 Uhr ± 30 min.

Weitere Vorstellungen in Heilbronn: 05.05. und 26.05.2000.

stern

17.04.2000:
Am Donnerstag gab es bei "Corpus Christi" keine Bombendrohung. Aber dafür eine verbale, dass es am 5.5.2000 (nächste Vorstellung) zu Gewalt komme.

Die Termine der Gastspiele wurden mir von unserem KBB-Chef Andreas Oberbach verraten:

04 / 05.06.2000 Zürich*
27.06.2000 Ulm
02.07.2000 Pforzheim*
08.07.2000 Tübingen
14.07.2000 Karlsruhe
18.07.2000 Freiburg

(Die mit * gekennzeichneten Aufführungen sind noch nicht bestätigt.)

Auch die Gastspiele von "Corpus Christi" werden schon angegangen: In einer Stadt sollen 2 CDU-Stadträte gegen die Aufführung Partei ergreifen.

Am Samstag erschien ein Artikel in der "WELT" Christenbeschleuniger im Stadttheater.

stern

16.04.2000:
In der Heilbronner Stimme fand sich noch ein Artikel über die Diskussion nach "Corpus Christi" am Donnerstag.

stern

15.04.2000:
Bei der Diskussion nach der Vorstellung "Corpus Christi" am Donnerstag war u.a. der Generalsekretär der PBC, Franz Lazlo, anwesend. Gesagt hat er leider nichts Neues ausser den immer wiederkehrenden falschen Behauptungen über den Inhalt des Stücks, wie sie in dem Kettenbrief einer Wangener Hausfrau verbreitet wurden -und werden. Es kam zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen unserem Intendanten und ihm. Wagner warf ihm und seiner Partei vor, mit den andauernden Falschaussagen über das Stück gewaltbereite Leute zu animieren. Genau wie es bei der Demonstration in Heilbronn (s.u.) geschehen sei. Lazlo meinte, dass Gottes Strafe auf seine Lästerung folge, so wie er den Sittenverfall und das "hoffähigwerden der Homosexualität" mit Aids und das dritte Reich mit dem Krieg, namentlich Heilbronn mit seiner totalen Zerstörung im zweiten Weltkrieg bestraft habe. Ob er den Ausflug nach Heilbronn auch dazu genutzt hat sich eine eigene Meinung über die Aufführung zu machen, entzieht sich meiner Kenntnis.

stern

10.04.2000:
Hier noch einige Pressestimmen und Informationen zu den Ausschreitungen während der Demonstration vom Samstag. Wie ich erfahren habe wurde auch eine ca. 60jährige Frau von "christlichen Demonstranten" attackiert und leicht verletzt. Ausserdem wurde gedroht, dass bei den in den kommenden Monaten stattfindenden Gastspielen unseres Theaters mit "Corpus Christi" in den jeweiligen Städten wieder mit Ausschreitungen zu rechnen sei.
Beten, singen, Polizist gebissen (echo am Sonntag)
Schlägertrupps greifen Demonstranten an (Stuttgarter Zeitung)
Kommentar von Wieland Schmid

stern

10.04.2000:
Bei der Demonstration gegen "Corpus Christi" am Samstag in Heilbronn kam es zu Ausschreitungen. Lesen Sie hierzu den Artikel der Heilbronner Stimme (ist jetzt komplett).

stern

06.04.2000:
Eine unse(e)lige Allianz: Die am morgigen Samstag auf dem Heilbronner Kiliansplatz stattfindende Demonstration gegen unser Stück "Corpus Christi", zu der, entgegen untenstehender Verlautbarung, ein "Freundeskreis Johannes Paul II" aufgerufen hat, wird unter Mitwirkung nicht nur der PBC und eines katholischen Pfarrers aus Lippstadt, sondern auch der "Deutschland-Bewegung" stattfinden. Diese Gruppierung hat eine Homepage, auf die ich aber aus Gewissensgründen nicht linken möchte. Soviel sei gesagt: Sie ist rechtsextrem. Dieser Schulterschlusszeigt nun auch öffentlich, aus welcher Ecke die Proteste kommen. Lesen Sie bitte auch den Artikel der Heilbronner Stimme.
Die nächste Vorstellung von "Corpus Christi" ist am kommenden Donnerstag.

stern

02.04.2000:
Am Morgen fand in den Kammerspielen die Matinee "Christen? Leicht fanatisierbar oder lieber lammfromm" statt. Inhalt dieser Matinee waren symptomatische Beispiele der Droh- und Schmähbriefe, die das Theater Heilbronn wegen "Corpus Christi" bekommen hatte, sowie der Text "Gottesvergiftung" von Tilmann Moser. Anschliessend fand eine Diskussion über das Thema Fanatismus und Christentum statt. Podiumsteilnehmer waren der Dr. Hansjörg Hemminger (Weltanschauungsbeauftragter der evangelischen Kirche Württemberg), Prof. Dr. Günter Kehrer (Religionssoziologe), Jürgen Berger (Journalist), der Böckinger Pfarrer Horn sowie Klaus Wagner, unser Intendant.
Um 18.00 Uhr findet heute im Theaterhaus Stuttgart eine Solidaritätsveranstaltung zu "Corpus Christi" statt. Mitglieder der Stuttgarter Theater Rampe, tri-bühne und Theaterhaus lesen Auszüge des Stücks und anschliessend findet eine Podiumsdiskussion unter dem Thema Die Freiheit der Kunst "Gott kann lächeln" statt. Teilnehmer sind unser Intendant Klaus Wagner, Erich Anrnold (Vertreter der HuK - Homosexuelle und Kirche), Stefan Spitznagel (kath. Pfarrer), Eberhard Schwarz (ev. Pfarrer) und Ali Demir (Vorstandssprecher der Religionsgemeinschaft Islam, LV Baden-Württemberg). Es moderiert Tim Schleider, Feuilletonchef der Stuttgarter Zeitung..

stern

30.03.2000:
Gestern fand die Solidaritätsveranstaltung des Esslinger Theaters für "Corpus Christi" statt. Es wurden Auszüge des Stückes, durchsetzt von eine Auswahl der Droh- und Schmähbriefe, von den Esslinger Schauspielern gelesen. Anschliessend fand eine Diskussion mit dem zahlreich erschienenen Publikum statt. Schade war nur, dass sich kein Gegner des Stücks zu Wort meldete. Es war ein sehr schöner Abend für den ich mich ganz herzlich bei den Esslinger Kollegen bedanken möchte.

stern

29.03.2000:
Die "Partei Bibeltreuer Christen" veranstaltet am 8.4.2000 eine Demonstration gegen "Corpus Christi" vor unserem Theater. Der Aufruf endet mit den Worten "Wir schämen uns für unser „Christliches Abendland“. Muslime die in unserem Land leben beschämen uns und zeigen uns, wie wir mit „Heiligem“ umgehen sollten!" Es wird sich zeigen, was "bibeltreue Christen" damit meinen.

Eine nachgereichte Pressestimme:
Würzburger Sonntag "Theater muss auch provozieren"

Ausserdem möchte ich noch einmal auf die Solidaritätsveranstaltungen anderer Theater hinweisen: Heute Abend (22.15 Uhr) im Esslinger Theater und am 2.4.2000, 1800 Uhr im Theaterhaus Stuttgart.

stern

27.03.2000:
Mir ist ein Fehler unterlaufen: Die Solidaritätsveranstaltung am 29.03.2000 findet am Theater in Esslingen, und nicht wie irrtümlicherweise behauptet, in Tübingen statt. Entschuldigung für diese Falschmeldung! Das kommt eben davon, wenn man sich "eben nur kurz" auf der Treppe informiert.

stern

24.03.2000:
In der Württembergischen Landesbühne Esslingen findet am Mittwoch, den 29.03.2000 um 22.15 Uhr eine Solidaritätsveranstaltung für "Corpus Christi" statt. Es sollen einige Stellen des Stückes gelesen und über das Stück diskutiert werden. Von Seiten unseres Theaters werden Intendant Klaus Wagner, Vize Andreas Oberbach, der Referent für Öffentlichkeitsarbeit Jim McDowell, Schauspielkollege Dominique Bals und ich anwesend sein.

stern

20.03.2000:
Unter der Nummer 01166 kann man sich die Stimme des Bombendrohers anhören. Mittlerweile ist es offiziell, dass die Anrufe aus Telefonzellen der Augsburger Innenstadt bzw. des dortigen Univiertels kamen. Sollte jemand die Stimme erkennen, so wende er sich bitte an die Augsburger Polizei unter 0821 - 323 1411 oder an die Polizei in Heilbronn.

stern

18.03.2000:
Noch ein kleiner Nachtrag: Ein Kommentar aus der "Zeit". Ansonsten war es die letzten Tage ruhig im Theater. Eine unspektakuläre, aber schöne Meldung, wie ich finde.

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14.03.2000:
Am gestrigen Montag haben wir die aufgrund der ersten Bombendrohung abgebrochene Vorstellung (vom 24.02.) des Stücks "Corpus Christi" wiederholt. Die Vorstellung fand wieder unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt, wieder wurden z.B. alle Zuschauer und Mitarbeiter vor Betreten des Theaters nach Waffen oder Sprengstoff abgetastet oder mit Detektoren abgesucht. Ca. 1 Stunde nach Beginn der Vorstellung ging auch wieder eine anonyme Bombendrohung ein, die den Ablauf der Vorstellung jedoch nicht beeinflusste. Es schlug auch keine Lenkrakete ein.

Langsam regt sich auch die Theaterlandschaft: Von div. Bühnen wurden Einladungen ausgesprochen, das Stück auch in Ihrer Stadt zu zeigen. In Stuttgart wird das Theaterhaus zusammen mit dem Theater tri-bühne und dem Theater Rampe am 02.04.2000 eine Solidaritätsveranstaltung auf die Beine stellen. Am 05.04.2000 wird die Partei Bündnis 90 / die Grünen in der Heilbronner Zigarrenfabrik ebenfalls eine Veranstaltung zum Thema initiieren. Sobald es genaueres hierzu gibt (besonders Datum und Ort von etwaigen Gastspielen!) werde ich es an dieser Stelle bekanntgeben.

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09.03.2000:
Pünktlich zu der am kommenden Montag stattfindenden Vorstellung von "Corpus Christi" treffen im Theater neue Drohungen ein. Eine neugegründete "Hamas-Organisation" behauptet waffentechnisch hochgerüstet zu sein und eine Fernlenkrakete in Position gebracht zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, geht aber nicht davon aus, dass hinter dieser Drohung tatsächlich eine muslimische Gruppe steckt. Hierzu ein Zeitungsartikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 9.3.2000.
Darüber hinaus habe ich mich entschlossen, einen der vielen Tausend, von fanatischen Christen an das Theater gegangenen Briefe in diese Homepage zu setzen. Ich habe den Brief abgeschrieben, da die Vorlage zum scannen "kontrasttechnisch" nicht geeignet ist. Hier der Brief eines "besorgten Christen", ungekürzt und ungeschminkt.

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Das bringt mich zu einem Blick in die Zukunft: Am Sonntag, den 2.4.2000 findet im Foyer des Heilbronner Theaters eine Matinee unter dem Namen "Christen: Leicht fanatisierbar oder lieber lammfromm" statt, bei der einige dieser Briefe verlesen werden. Sicher geeignet, um sich einen Einblick in die Gedankenwelt radikaler Christen zu machen.

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01.03.2000:
Heute ging, neben den üblichen, von christlichen Laiengruppen wie der "Blauen Armee Mariens" inszenierten Droh- und Schmähbriefen, folgendes Fax (bitte klicken) im Theater ein, das zeigt, welcher Form von Gedankengut wir uns mittlerweile ausgesetzt sehen. Die Adresse und der Name auf dem Fax sind gefälscht, die Faxkennung war dahingehend manipuliert, dass sie nichts anzeigte.
Aufgrund der extremen Zuspitzung der Situation in den letzten Tagen möchte ich Sie bitten, sich mit uns solidarisch zu zeigen, in dem Sie an diese Adresse eine Mail schicken: theaterhn@onlinehome.de. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass wir uns wehren müssen. Die "christliche" Kritik an unserem Stück (mit der wir uns immer auseinandergesetzt haben) darf nicht zu einem Aufleben braunen Gedankenguts führen.

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01.03.2000:
Noch einige Pressestimmen der letzten Tage:
"Mahnschwäche" - FAZ vom 25.02.2000
tz - München: "Etwas mehr Toleranz" - Kommentar

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29.02.2000:
Auch während der gestrigen Vorstellung von "Corpus Christi" kam es zu massiven Drohungen seitens der Stückgegner. Zuerst ging bei der Polizei eine Bombendrohung ein. Die Polizei hat diese jedoch nicht so ernst genommen, als dass die Vorstellung in Gefahr gekommen wäre, abgebrochen zu werden. Später fand ein Polizist ausserdem in einem Papierkorb vor dem Bühneneingang des Theaters die Attrappe einer Rohrbombe. Die Umgebung des Theaters wurde wieder weiträumig abgesperrt. Die Polizei hat so gut gearbeitet, dass wir Schauspieler von dem allem erst heute erfahren haben. Ein grosses Kompliment!

Kleiner Pressespiegel:
Heilbr. Stimme: "Theaterbesucher mit Detektoren abgesucht" (29.2.)
"Ahnungslos" - Kommentar von A. Sommer (26.2.)
Frankfurter Rundschau "Schwuler Jesus" (26.2.)

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28.02.2000:
Unter massivem Polizeischutz ging "Corpus Christi" über die Bühne. Das Publikum erschien vollzählig (die Vorstellung war bereits vor Wochen ausverkauft). Ebenso wie die Freude darüber, dass die Zuschauer und wir uns nicht von den plumpen Drohungen der letzten Tage haben einschüchtern lassen kommt in mir jedoch auch ein Gefühl der Traurigkeit auf, dass man ein Stück, in dem es um Nächstenliebe und Toleranz geht, nur unter Polizeischutz spielen kann.
Übrigens: Die Heilbronner Stimme hat verlautbaren lassen, dass es bei der von ihr unter http://www.stimme.de/specials/poll/index.cfm durchgeführten Abstimmung bezüglich "Corpus Christi" zu massiven Manipulationsversuchen seitens der Gegner des Stückes gekommen ist.

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25.02.2000:
Die Vorstellung von "Corpus Christi" am Montag, den 28.02.2000 wird definitiv stattfinden. Alle weiteren geplanten Vorstellungen werden ebenfalls stattfinden. Auch die abgebrochene Vorstellung vom 24.2.2000 wird nachgeholt. Es geht eben um mehr, als um "nur" ein Theaterstück. Es geht um unseren Beruf und um Freiheit und Demokratie. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Presselinks etwas weiter unten hinweisen, besonders auf "Faschistoider Bodensatz outet sich". Ausserdem möchte ich mich an dieser Stelle einmal für die vielen positiven Reaktionen in den letzten Stunden bedanken. Es ist schön zu wissen, dass wir nicht alleine sind. Vielen Dank!

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24.02.2000:
Gestern kam die Auseinandersetzung um "Corpus Christi" zu einem unrühmlichen Höhepunkt. Es ging eine anonyme Bombendrohung gegen das Theater bei der Polizei ein und die laufende Vorstellung musste abgebrochen werden. Es ist traurig, dass es zu dieser tumben Form der Gewaltausübung kam, erschütternd, dass radikale Menschen unter dem Deckmantel "Christentum" zu solchen freiheitsfeindlichen Mitteln greifen. Uns bleibt in meinen Augen nur eines: Weiterspielen! Solchen Kräften darf nicht nachgegeben werden.

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Aktuelle Pressestimmen (für weitere Links wäre ich dankbar):
a) Pressemeldung dpa
b) Heilbronner Stimme "Faschistoider Bodensatz outet sich"

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"Corpus Christi" und kein Ende! Heute morgen (23.02.2000) weckte mich mein Radiowecker mit der Meldung, dass bis jetzt 15.000 Unterschriften beim Theater eingegangen seien. Ausserdem seien gegen den Heilbronner Oberbürgermeister Himmelsbach sowie gegen unseren Intendanten Wagner Morddrohungen ausgesprochen worden. Und alles im Namen des Christentums. Gehen da nicht einige Leute zu weit? Bei der Vorstellung morgen wird jedenfalls einiges zu erwarten sein. Pressestimme.

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Entgegen anderslautenden Berichten werden die Vorstellungen von "Corpus Christi" am 24.02. und am 28.02.2000 nicht die letzten sein. Es wird noch eine Vorstellung am 13.04.2000, und, wenn die Nachfrage so hoch bleibt, eine weitere im Mai stattfinden. Die Aufregung um das Stück nimmt wieder zu. Mittlerweile gingen ca. 10.000 Briefe im Theater ein, die eine Absetzung fordern. Die Briefe kommen von religiösen Fanatikern aus dem ganzen Bundesgebiet und enthalten teils unverhohlene Drohungen. Ob die alle das Stück gesehen haben? Also: Sie haben noch die Möglichkeit! Sehen Sie es sich an! Diskutieren Sie mit uns! Es finden weiterhin nach jeder Vorstellungen Publikumsdiskussionen statt! Hier noch zwei leider etwas ältere Links: Presse1 Presse2.

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Die Aufregung um das Stück "Corpus Christi" nimmt nun Gott sei Dank langsam ab, nachdem religiöse Eiferer sogar soweit gingen, einem meiner Kollegen in einem anonymen Anruf zu drohen, man werde "sein Haus anzünden, wenn "das" nicht aufhöre". Es finden weiterhin vor jeder Vorstellung Mahnwachen unter der Leitung der Partei Bibeltreuer Christen (PBC) statt. Festzuhalten ist, dass die überwiegende Mehrheit der Theaterbesucher diesem Stück und seiner Botschaft sehr offen und positiv gegenübersteht und sehr gut versteht, dass es hier nicht um die Verunglimpfung von Jesus Christus oder des Christentums, sondern um Nächstenliebe und Verständnis geht.

Also: Sehen Sie es sich an! Diskutieren Sie mit uns! Nach sämtlichen Vorstellungen finden im Foyer Diskussionen über das Stück statt. Für einen kleinen, leider nicht repräsentativen Überblick der "öffentlichen Meinung": Presse 1 Presse 2. Ich würde diese Liste gerne verlängern, vor allen Dingen wäre mir eine Stellungnahme der PBC wichtig. Wer einen Link hat: Bitte mailen!

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